Interview mit Marcus Busch zum Netzpolitischen Forum: Digitale Souveränität wird immer wichtiger

Beim Netzpolitischen Forum am 26. April diskutieren wir auch darüber, wie wir gegenüber Wirtschaft, Gesellschaft sowie Verwaltung das Vertrauen in digitale Technologien und Anwendungen weiter stärken können. Am Fokustalk zur Digitalen Sicherheit und Digitaler Souveränität beteiligt sich neben BMI-Staatssekretär Dr. Markus-Richter und Dr. Katrin Suder, Vorsitzende des Digitalrats der Bundesregierung, auch Marcus Busch, Geschäftsführer der Leaseweb Deutschland GmbH. Im Vorab-Interview spricht Busch darüber, warum Deutschland und Europa auf dem richtigen Weg hin zu Digitaler Souveränität und einer starken Cybersicherheit sind und wo die Bundesregierung noch nachjustieren muss. Zum Hybrid-Event in Berlin, das von Leaseweb, Huawei und dem Vodafone Institut unterstützt wird, können Sie sich hier anmelden.

Die Ampelkoalition ist inzwischen mehr als 100 Tage im Amt. In welchen Bereichen hat die Bundesregierung bereits die richtigen Impulse gesetzt und wo sehen Sie aktuell die größten digitalpolitischen Baustellen?

Viele gute Einzelmaßnahmen wurden bereits umgesetzt – mehr Aktivität wird sichtbar. Genehmigungszeiten wurden verkürzt, Investitionsförderprogramme eingeführt. Insgesamt blieb der angekündigte Aufbruch leider noch aus, es ist keine übergeordnete Strategie erkennbar.

Digitale Souveränität und eine starke Cybersicherheit sind in diesen Zeiten wichtiger denn je. Sind Deutschland und Europa Ihrer Meinung nach auf dem richtigen Weg?

Eindeutig ja! Die Bundesregierung und die Europäische Kommission fördern wichtige Initiativen, von denen Unternehmen profitieren. Digital Markets Act (DMA) und Digital Services Act (DSA) schützen zum Beispiel die Daten europäischer Unternehmen und Nutzer besser – sind aber kein Ersatz dafür, dass Daten nativ gemäß europäischer Vorschriften geschützt sind. Auch in unserer Kommunikation mit Kunden und Prospects wird insbesondere die Digitale Souveränität immer wichtiger, ich werte das als gutes Zeichen!

 Hohe Strompreise waren für die Branche in den vergangenen Jahren ein herber Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Wegen des Ukrainekriegs steigen die Preise nun noch stärker an und gefährden damit das Wachstum des Digitalstandorts Deutschland. Wie sollte die Bundesregierung hier jetzt gegenlenken? 

Wir alle stehen in der Pflicht, Data Center und Cloud Angebote klimaneutral zu betreiben. Insgesamt steigen die mit der Stromerzeugung verbundenen CO2 Emissionen in Deutschland allerdings, statt zu fallen. Gleichzeitig stiegen die Strompreise auf ein historisches Hoch. Wir brauchen dringend ein Konzept, das den Standort Deutschland attraktiver macht, sei es kurzfristig durch staatliche Subventionen oder auch durch eine Energiepolitik, die zukünftig einseitige Abhängigkeiten vermeidet. Wir haben zum Beispiel verschiedene Initiativen gestartet, um unseren Betrieb klimaneutraler aufzustellen. Die Bundesregierung könnte hier Anreize schaffen, um möglichst viele Marktteilnehmer zu ermutigen, gleiches zu tun. Ich denke zum Beispiel an Anreize, die hohe Cloud-Nutzung, green coding oder den energie-effizienten Umgang mit Compute-Ressourcen incentiviert.

 

Share on
Über bbuettrich
Hier stehen einige Angaben über meine Person.