Von Nils Klute, IT-Fachredakteur und Projektmanager Kommunikation bei EuroCloud Deutschland
Geschäftsmodelle in der Cloud folgen eigenen Gesetzen. Damit fordern sie Mensch und Technik gleichermaßen heraus. Mit einer neuen Initiative möchte EuroCloud Deutschland mittelständischen IT-Anbietern helfen, die Transformation zu meistern. Jetzt traf sich EuroCloud Next Leaders als Forum für IT-Unternehmer:innen von morgen zum Kick-off.
Geschäftsmodelle digitalisieren und über die Cloud monetarisieren – wo immer sich Systemhäuser, Managed Service Provider, IT-Beratungen und Agenturen in diese Richtung transformieren, setzt das nicht nur ökonomische Potenziale frei, sondern auch ganz menschliche. Konflikte, die beispielsweise entstehen, wenn tradiertes Unternehmertum auf Virtualisierung trifft, wenn erfahrene Geschäftsführer:innen den Staffelstab an den Nachwuchs übergeben sollen oder wenn das als sicher geglaubte eigene Erfolgsmodell bröckelt – die Cloud definiert Wertschöpfung neu. Wie neu, das zeigte jetzt das Kick-off zur EuroCloud Next Leaders-Initiative, kurz ECL. Das Forum von EuroCloud Deutschland richtet sich an Geschäftsführer:innen und Unternehmer:innen von morgen, die bereitstehen, um im IT-Mittelstand und in der Digitalwirtschaft Verantwortung zu übernehmen und den Wandel in Richtung Cloud voranzutreiben.
Skalierbare Systeme setzen ökonomische Hebel frei
Wie die Erlösquellen der Zukunft aussehen können, das zeigte CLOUDETEER auf dem Event am 25. Januar. „Wir verkaufen weder Hard- noch Software“, sagte Marc Sundermann, Gründer und CEO des Hamburger Start-ups, „sondern nur noch Managed Services.“ Dazu bricht der Cloud-Native-Dienstleister IT-Landschaften auf, eliminiert unnötigen Ballast, standardisiert Services, simplifiziert Anwendungen und setzt den kompletten Bedarf in der Cloud neu zusammen. „So entstehen agile, flexible und skalierbare Systeme, die weniger Ressourcen verbrauchen, kosteneffektiver arbeiten und ökonomische Hebel freisetzen“, sagte Sundermann. Was der Kundschaft Kosten und Aufwand spart, sichert CLOUDTEER den Umsatz. Denn: „Statt IT-Landschaften länger selbst zu administrieren, lassen es die Unternehmen als Service von uns managen.“
Herausforderung Cloud: Nachfolger:innen stehen schnell allein da
Geschäftsmodelle auf Managed Service-Basis folgen neuen Gesetzen. Wer früher Maschinen, Blech und Kabel kaufte, bucht heute alle Ressourcen bedarfsgerecht über die Cloud. Sekundengenau abgerechnete und jederzeit kündbare Laufzeitverträge lösen Einmalinvestitionen ab. „Wer sich als Nachfolger:in im Familienbetrieb beweisen muss, der hat es schon schwer genug“, sagte Benedikt Kisner, „wer dann gleich noch das ganze Geschäftsmodell auf den Kopf stellen will, steht schnell allein da.“ Mit 38 Jahren verkörpert Kisner als Unternehmerpersönlichkeit die neue Generation. Er ist Mitgründer der mittelständischen Systemhaus-Gruppe netgo, zog sich im Herbst 2021 aus der Geschäftsführung zurück, arbeitet seitdem als Unternehmensberater und leitet jetzt die ECL.
Nachfolge im eigenen Unternehmen: Familie spielt immer eine Rolle
Schöne neue IT-Welt, die jede fachliche Expertise und unternehmerische Haltung im IT-Mittelstand herausfordert. „Schließlich kommt niemand so leicht aus seiner Haut“, sagte Prof. Dr. Volker von Courbière, Business Coach und Trainer für Führungskräfte, „Wie gut wir uns auf Neues einstellen können, hängt in hohem Maße davon ab, was wir in jungen Jahren gelernt und erfahren haben.“ So prägen Eltern, Familie und Schule unser Verhalten. „Und das nachdrücklich und bis ins hohe Alter“, sagte Courbière, „Oft greift einem das innere Kind von damals im hier und jetzt ins Lenkrad.“
Gerade dann, wenn die Jungen die Alten ablösen sollen, kann das den eigenen Betrieb ins Schlingern bringen. „Familienthemen spielen immer eine Rolle“, sagte Courbière, den in Konflikten wie diesen meistens die Mütter engagieren. „Der Sohn fragt, was hast Du für einen Mann geheiratet? Der Vater sagt, was hast Du für einen Sohn!“, sagte Courbière, der sich weniger als Mediator und mehr als Hebamme versteht. Denn: „Ein guter Unternehmer ist gerade dann ein guter Unternehmer, wenn er seine Nachfolge ebenso gut regelt und vorbereitet.“ Was dafür entscheidend ist: „Wir müssen lernen, für Emotionen Worte zu finden und Kritik so zu äußern, dass sie dem anderen die Luft zum Atmen lässt.“
IT-Outsourcing-Partner statt Copy-Shop: Vertrauen als Basis für Transformation
Gefühle ausdrücken und Freiheiten einräumen: „Auch ich sollte anfangs einfach machen, aber natürlich nur während mein Vater mir die ganze Zeit auf die Finger schaute“, sagte Sebastian Thies. Bis er als Geschäftsführer die Geschicke des eigenen Familienunternehmens übernehmen durfte, war es für ihn ein langer und teils steiniger Weg. Thies: „Ich wollte den Vertrieb umbauen, in Marketing investieren und E-Mail-Adressen für alle Mitarbeitenden einrichten, während mein Vater einen Copy-Shop ins Büro integrierte, um künftig T-Shirts bedrucken zu können.“ Konflikte waren programmiert. Aber als der Vater die Erfolge des Sohnes sah, die Ideen verstand und die Chancen erkannte, da fasste er Vertrauen – und eine Nachfolgeregelung ins Auge.
„Im Jahr 2011 wurde ich Geschäftsführer“, sagte Thies. Gemeinsam legten sie den weiteren Fahrplan fest. Thies: „Ab 2017 hielt sich mein Vater aus operativen und strategischen Themen raus.“ Drei Jahre später fand die offizielle Übergabe statt. „Ein zwar symbolischer, aber gerade für die Belegschaft wichtiger Moment“, sagte Thies. „Gegenseitiges Vertrauen hat dafür die Basis gelegt.“ Seitdem führt und entwickelt Thies die Firma weiter. „thies for work ist heute Outsourcing-Partner für Architekten und IT-Abteilungen und konzipiert moderne New-Work-Landschaften.“
EuroCloud Next Leaders: Eine Community der Gleichgesinnten
Und das Tor zur Cloud? Das steht heute für viele weiter offen denn je – auch dank ECL. „Wir möchten nicht nur eine Community der Gleichgesinnten sein“, sagte Felix Höger, Vorstand bei EuroCloud Deutschland, „sondern ein Forum, um sich über organisatorische, unternehmerische und strategische Weichenstellungen auszutauschen, Best-Practices zu teilen und mit der Cloud-Wirtschaft zu vernetzen.“ Denn was die meisten oft nicht wissen: „Was ist mein nächster Schritt?“, sagte Kisner, „genau dafür schafft die ECL jetzt den gemeinsamen Nenner.“ Der Auftakt fand in Oberhausen statt.
Sie möchten sich persönlich über EuroCloud Next Leaders informieren, weiter austauschen oder mitarbeiten? Dann melden Sie sich per E-Mail nextleaders(at)eurocloud.de.
Weitere Hintergründe über die Initiative und Kisners Motivation im Beitrag auf LinkedIn und im Interview auf eurocloud.de.
Auf dem Bild: (v.l.n.r.) Benedikt Kisner, Marc Sundermann, Sebastian Thies, Prof. Dr. Volker von Courbière und Felix Höger.