HM21 Digital Edition: GAIA-X harmonisiert Europas Fertigung

Anlagen übergreifend verbinden, um Maschinen besser auszulasten und resilienter zu produzieren – wie GAIA-X die Fertigungsverbünde Europas harmonisieren kann, war das Thema einer Panel-Diskussion am 14. April auf der HM21 Digital Edition.

Eine verteilte und vernetzte Dateninfrastruktur auf Basis europäischer Werte und Standards will GAIA-X sein. Eine Idee, die abstrakt bleibt, so lange konkrete Anwendungen fehlen. „Jetzt muss GAIA-X daher ganz praktisch und plastisch mit Leben gefüllt werden“, führte Dr. Margit Aufterbeck von der Geschäftsstelle Plattform Industrie 4.0 auf der HM21 Digital Edition ein. Denn gerade die Industrie blickt auf das, was die GAIA-X AISBL, die europäische Vereinigung für Daten und Cloud, jetzt vorantreiben wird. Erst Ende Januar hatte der Verein nach belgischem Recht seine Arbeit aufgenommen. Seit kurzem zählt er mehr als 200 offizielle Mitglieder. Fertigungskonzerne wie Airbus, Volkswagen und ZF Friedrichshafen gehören dazu. Unternehmen, für die GAIA-X die eine Lösung sein will, um Informationen sicher, souverän und geschützt auszutauschen, damit Innovation entsteht und der digitale Binnenmarkt gelingt.

GAIA-X schafft technologische Basis für Datensouveränität

„GAIA-X kombiniert bestehende Cloud-Angebote und -Infrastrukturen miteinander“, sagte Aufterbeck, die die Panel-Diskussion GAIA-X – for manufacturing am 14. April moderierte. „So schaffen wir die technologische Basis für Datensouveränität“, sagte Pierre Gronlier, Chief Technology Officer der GAIA-X AISBL. Was das konkret lösen soll: Jeder, der am Ökosystem teilnimmt, soll jederzeit kontrollieren können, welche Daten er mit wem teilt und wie sie sich von Dritten nutzen lassen. „Damit das gelingt, müssen wir zum einen alle Informationen strukturieren und verifizieren können“, sagte Gronlier: „Zum anderen müssen wir in der Lage sein, Daten mit Nutzungsrechten und -regeln zu verbinden.“ Schließlich steht nichts weniger als die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem Spiel. Denn: „Je mehr Unternehmen Informationen miteinander teilen, desto mehr digitale Wertschöpfung und Innovation wird GAIA-X entstehen lassen“, sagte Andreas Weiss, Leiter digitale Geschäftsmodelle im eco Verband.

Datenzugriff, Plattformen und Clouds: GAIA-X lässt Firmen selbst entscheiden

Gemeinsam mit Partnern spezifiziert der eco Verband gerade die GAIA-X Federation Services. „Die GAIA-X Federation Services regeln auf Basis von Open Source, wie Industrie-Unternehmen ihre volle Souveränität über ihre wachsenden Datenmengen an den Produktionsstandorten behalten“, sagte Weiss. Heißt praktisch: Firmen teilen Daten, behalten die volle Kontrolle und entscheiden, über welche Plattformen und Clouds sie sich in der Wertschöpfungskette vernetzen.

GAIA-X macht Fertigung resilienter, produktiver und schneller

Welche Vorteile es der Fertigungsindustrie bietet, wenn sie Informationen über GAIA-X miteinander verschränkt: „Wir können nicht nur Logistikketten echtzeitlich abbilden, um beispielsweise Lieferschwankungen zu kompensieren“, sagte Keran Sivalingam, Project Lead Smart MA-X bei der Technologie-Initiative SmartFactory KL. „Fertigungslandschaften lassen sich europaweit standort- und firmenübergreifend harmonisieren.“ Wer in standardisierter Qualität schnell und kosteneffektiv produzieren muss, der tauscht über GAIA-X Daten in vielschichtigen Produktionsnetzwerken aus. Anlagen lassen sich besser auslasten, Fertigungsschritte auf Warenbewegungen abstimmen und Lagerbestände reduzieren. Firmen steigern ihre Produktivität und verkürzen Vorlaufzeiten.

GAIA-X lässt Akteure flexibel und agil reagieren

Je mehr Daten dabei fließen, desto resilienter und robuster wird das System. „GAIA-X stellt die Informationen dazu über die Cloud realzeitlich bereit“, sagte Olga Mordvinova, Founder and CEO bei incontext.technology. „Mit einem digitalen Zwilling lassen sie sich dann zeitsynchron visualisieren, analysieren und simulieren, um Produktionsprozesse über künstliche Intelligenz zu managen, vorzuplanen und abzusichern.“ Egal, ob stockende Lieferungen, Maschinenausfälle oder weltweite Viruspandemien – auch dann, wenn unvorhergesehene Ereignisse die Fertigungsnetzwerke aus dem Takt bringen, reagieren alle Akteure im Ökosystem von GAIA-X agil und flexibel.

Ende des Jahres wird das Project Management Office vom eco Verband erste Ergebnisse zu den GAIA-X Federation Services liefern. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert das Projekt mit rund 13,5 Millionen Euro. Und die GAIA-X AISBL hat soeben das GAIA-X Architecture Document veröffentlicht, das alle Konzepte beschreibt, die für die verteilte und vernetzte Dateninfrastruktur erforderlich sind. Die Panel-Diskussion von der Hannover Messe Industrie steht vom 19. April bis zum 11. Juni aufgezeichnet auf der Messewebsite bereit.

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