IT-Architekturen auf Geschäftsmodelle zuschneiden, Kund:innen von Ökosystemen profitieren lassen und zusätzliche Umsätze mit As-a-Service-Angeboten erschließen – Markttrends wie diese standen im Mittelpunkt des IDG-Systemhauskongresses, der jetzt virtuell stattfand.
Deutschlands IT-Dienstleister:innen blicken optimistisch in die Zukunft. Laut aktueller IDG-Studie hat sich das Geschäft für 58 Prozent der Systemhäuser in den vergangenen 12 Monaten gut entwickelt. Die Pandemie hat die Transformation bei den meisten Kund:innen beschleunigt (74 Prozent). Unternehmen investieren vorrangig in Security (52 Prozent), Netzwerke (46 Prozent) und Modern Work-Lösungen (26 Prozent). Themen wie Automatisierung über Softwareroboter (12 Prozent), künstliche Intelligenz (8 Prozent) oder Blockchain (3 Prozent) stehen noch nicht oben auf dem Einkaufszettel. Was die Ergebnisse zeigen: „Unternehmen stärken zuerst ihr IT-Fundament“, sagte Bernd Krakau, Group COO & Executive Board Member netgo group. „Später werden KI, Blockchain & Co. relevant“, sagte Stephan Teinert, Head of Cloud Sales bei Wortmann. Denn: „Zwar sind beispielsweise Modern Work-Lösungen ein richtiger Schritt, aber auch nur der erste von vielen weiteren“, sagte Tom Simon, Geschäftsführer bei Innovations ON. Welche Schritte sich da für die IT-Dienstleister:innen selbst anbieten, diskutierten die drei Experten am 9. September auf dem Systemhauskongress CHANCEN von IDG.
Systemhäuser bringen IT-Ressourcen und Anwender:innen zusammen
Anforderungen in IT-Lösungen überführen, Services flexibel orchestrieren und Geschäftsziele in agile Software codieren – Herausforderungen wie diesen Stellen sich die IT-Dienstleister:innen täglich. Worauf es dabei ankommt: „Wir müssen uns als Übersetzer verstehen“, sagte Simon: „Nur so lassen sich IT-Ressourcen und Anwender:innen zusammenbringen.“ Was zum Erfolg führen kann: „Systemhäuser müssen die Komplexität der Technologie aufbrechen“, sagte Krakau: „Kund:innen wollen ihren individuellen Nutzen sehen.“ Was dabei hilft: „Klar fokussiert zu sein, um Chancen und Potenziale transparent, nachvollziehbar und verständlich aufzuzeigen“, sagte Teinert.
Einfach alles als Service beziehen
Beispiel Mittelstand: „Die Unternehmen interessieren sich noch nicht für Managed Kubernetes“, sagte Simon: „Hier bleiben Lift-and-Shift-Migrationen sehr viel relevanter.“ Was darüber hinaus relevant bleibt: „Individuelle Beratung“, sagte Krakau: „Gemeinsam erarbeiten wir Roadmaps, die Business-Herausforderungen in individuelle IT-Lösungen überführen.“ Auf welche Herausforderung sich jede:r in Zukunft einstellen muss: „Anwender:innen wollen alles als Service beziehen“, sagte Simon. Beispielsweise bietet Wortmann bereits vorkonfektionierte Dienste an, die sich besonders leicht und einfach nutzen lassen. Teinert: „Egal, ob private, public oder hybrid – unsere Kund:innen konsumieren die Services einfach und überlassen uns die Betriebsfragen.“
Ökosysteme ersetzen individuelle Beziehungen
IT-Dienste zunehmend im Self-Service konsumieren und sich dennoch individuell beraten lassen – was Paradox klingt, wird zur Realität. Und einer Aufgabe neben vielen weiteren, der sich durchschnittlich drei Dienstleister:innen pro Unternehmen stellen dürfen, wie IDG herausfand. Was das für Systemhäuser heißt: „Ökosysteme ersetzen individuelle Kund:innenbeziehungen“, sagte Krakau. Beispiel Innovations ON: Als Cloud-Native-Provider ist das Unternehmen von Simon auf Amazon Web Services spezialisiert. Geht es um andere Public Cloud Services, kennen sich andere Anbieter:innen besser aus. Die Lösung: Ein reger Erfahrungsaustausch zwischen den Providern, wie ihn beispielsweise auch EuroCloud Native ermöglicht. Gemeinsam mit mehr als 20 anderen Cloud-Native-Anbieter:innen engagiert sich Innovations ON in der Initiative von EuroCloud Deutschland.
Technologien und Geschäftsmodelle fordern Systemhäuser heraus
Nicht anders Systemhäuser. Gerade sie stellt die neue Welt der Managed Services auf die Probe. Laut IDG bieten erst 59 Prozent von ihnen Cloud-Produkte oder -Dienstleistungen an. Und das überwiegend nicht automatisiert, sondern manuell (62 Prozent). „Hier zeigen sich Informationsbedarf und Geschäftspotenzial zugleich“, sagte Krakau, hinter dem sich in seiner Rolle als Vorstand bei EuroCloud Deutschland gerade eine Initiative formiert, die die Branche unterstützen möchte: Channel2Cloud soll – nach Vorbild von EuroCloud Native – jetzt den Systemhäusern bei der Transformation ihres Geschäfts helfen. Denn: „Nicht nur die Technologie fordert die IT-Dienstleister:innen heraus“, sagte Krakau: „As-a-Services erfordern neue Vertriebsstrategien und Geschäftsmodelle im Systemhausmarkt.“ Egal, ob Software-, Plattform, Infrastructure- oder Device-as-a-Services – zwar befürchten alle Systemhäuser Einbußen für ihr klassisches Geschäft, aber die Expert:innen von IDG halten fest: „Die Mehrheit der befragten IT-Dienstleister erwirtschaftet durch ihre As-a-Service-Angebote jedoch zusätzliche Umsätze.“